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  • 5-Kammer-RMD-Gehäuse mit 3 induktiv getrennten Hauptbereichen, 4°Parallelogrammdesign
  • 2 x 173 mm Tiefmitteltöner mit BCC-Membran (black coated ceramic)
  • 1 x 30 mm Diamantkalotte mit schwarzer Diamantmembran
  • schwingungs- u. druckentkoppelte Frequenzweiche, ausschliessliche Verwendung von Luftspulen, MKP Gold-Silber-Öl-Folienkondensatoren und Metallfilmwiderständen, 9.5 Kg Tieftonspule für niedrigsten Widerstand
  • optimiertes Gruppenlaufzeitverhalten, linearer Phasenverlauf, linearer Amplitudengang
  • Linear-Bassreflextechnologie: perfekt linearer Tiefbass ohne Peaks und Nachschwinger, sektional raumadaptierbar
  • massiver Anschlußterminal aus Aluminium mit vergoldeten 63-A-Lautsprecherklemmen aus versilberten/vergoldeten Weichkupferklemmen mitl abschraubbaren Köpfen
  • Variogain-Terminal: 2-Weg / 2.5-Weg "Flat" / 2.5-Weg "Gain A" für perfekte Raumanpassung von 10m² - 40m²
  • Lieferumfang: 1 x ATA-Flightcase auf Rollen, Reinigungstuch, Bedienungshandbuch, 5-teilige Edelstahl-Isolatoren zur Entkopplung, 2 Paar Chromstreben zur optionalen Befestigung im Metallboden inkl. Aufnahme der Isolatorspikes
  • serienmäßige Oberfläche: Midnight Black, echter schwarzer Klavierlack
  • optionale Oberfläche: Edelholzfurniere, eingelagert in transparentem Klavierlack
  • Sonderwünsche, Anpassung an vorgegebene Muster: werden gern offeriert


  • Bestückung: 2 x 173 mm Tiefmitteltöner, 1 x 30 mm Hochtöner
  • Impedanz: 4-6 Ohm, sehr gutmütiger Phasen -u. Impedanzverlauf, sehr leichtes Ansprechverhalten, dadurch ist die Piano auch mit Röhren zu treiben
  • empfohlene Verstärkerleistung: wir empfehlen Qualität vor Quantität, je nach Abhörlautstärke: mindestens 30 Watt an 8 Ohm, für die nutzbare Maximaldynamik empfehlen wir mindestens 120 Watt an 8 Ohm
  • Wirkungsgrad: durchschnittlich gut. Aufgrund stark unterschiedlicher und meist unrealistischer Werbeangaben anderer Hersteller verzichten wir auf "dB/1m"-Angaben. Exzellente Leisehörqualitäten schon bei geringen Leistungseingängen
  • empfohlene Raumgröße: wir empfehlen je nach Bedämpfung (Möblierung) und Tiefbassverträglichkeit des Raumes ca. 10m²-40m². Dies ist aber nur eine Richtlinie, im Einzelfall beraten wir Sie gern am Beispiel für Ihren Hörraum
  • F3: 36
  • Hz
  • Maße: Höhe 118 cm / Breite 24 cm / Tiefe 37 cm
  • Gewicht: 171 Kg (Paar / mit Verpackung)




Testbericht der TIDAL Piano Diacera in
"hifi & records", 1 / 2011



    Lupenrein

    "Nur eine weitere Box mit Treibern aus Diamant und Keramik?
    Auf keinen Fall, denn so kompromisslos wie die Piano Diacera ist keine andere.
    Naia, "kompromisslos", das ist ja auch schon wieder nur so eine Worthülse der HiFi-Presse, meinen Sie?
    Warten sie es ab.


In den letzten Jahren haben sich im Bereich ambitionierter Lautsprecher jedenfalls ein paar Standards etabliert. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit trifft man da auf Bauteile von Mundorf, Treiber von Accuton und Gehäuse mit runden Seitenwangen. Es gibt Ausnahmen, keine Frage, doch jede dritte anspruchsvolle Box sieht mittlerweile so aus.

Einige Accuton- bestückte Lautsprecher habe ich in den vergangenen Jahren näher kennengelernt: die Ayon Goshawk, die Consensus Audio Lightning und die Isophon Vescova (hifi&records 2/2011).
Gute Lautsprecher allesamt, wobei mir die Vescova mit Diamant- Hochtöner mit Abstand am besten gefallen hat. Ich glaube, sie wurden alle mit dem Ziel entwickelt, die Fehler anderer Membran- und Kalotten-Materialien wie Polypropylen, Papier, Aluminium oder Seide zu überwinden.
Sie sind klar dem Fortschritt verpflichtet, passen aber auch ins Herstellerprogramm, insofern sie "irgendwie noch bezahlbar" sind, falls man das am Preis eines Kleinwagens festmachen kann.

Bei der Piano Diacera liegt der Fall anders. Es ging darum, einen Weltklasse- Lautsprecher - mannshoch und über 100.000 Euro teuer - so zu verkleinern, dass er in Hörraume zwischen 20 und 40 Quadratmeter passt. "lch wollte eine Sunray in einem kleineren Gehäuse" erzählt Jörn Janczak. Was ist die Sunray? Und wer ist Jörn Janczak?

Ein Gewerbegebiet bei Köln, mit Film- und Fernsehstudios. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein unspektakulärer Mehrzweckbau. Jörn Janczak führt mich durch seine 1999 gegründete Firma, TIDAL Audio, und freut sich: "Der Anfang war schwer, aber jetzt haben wir Boden unter den Füßen."
Dass es läuft, glaube ich gerne. Euphorische Besucherberichte von der CES in Las Vegas und dem RMAF in Denver haben mich veranlasst, einfach mal zum Telefonhörer zu greifen und mich gewissermaßen selbst einzuladen: Da hat ein deutscher Hersteller mit seinen Lautsprechen nachweisbar Erfolg in Amerika, Israel, Russland, Hongkong- nur in der hiesigen HiFi- Presse kommt TIDAL Audio praktisch nicht vor.

Janczak lebt seinen Traum vom perfekten Lautsprecher aus. Und nichts verkörpert seine Leidenschaft so gut wie die Sunray. Ich nehme den Sessel im Vorführraum ein und höre Musik.
Das Verblüffendste: wie frei von jeder Anstrengung und mit welcher Homogenität die Sunray klingt. Mein Hörabstand betrug vielleicht dreieinhalb Meter - und doch fielen die aus zwei Bass- Modulen und einem dazwischen gesetzten Mittelhochton- Modul bestehenden Türme akustisch nicht auseinander.
Sie klangen wie perfekte Zweiwege- Monitore, nur eben ohne jegliche Kompressionseffekte und mit einem einerseits substantiellen, andererseits federleicht ansprechenden Tiefbass. In dem Moment war sicher, dass es bei TIDAL wirklich um etwas anderes als die Politur von Klavierlack geht.

Die feinsten Lautsprechersysteme der Welt bauen zu wollen, das meint Janczak absolut ernst. Und er nimmt den Mund keineswegs zu voll, ja ich frage mich, ob er das Ziel mit der Sunray nicht schon erreicht hat. Mit Ausnahme der Sphäron Excalibur von Acapella kenne ich nichts, was in die Nähe der Sunray käme.
Leider spielt "meine" inzwischen in Indonesien und nicht bei mir im Wohnzimmer, wo sie eigentlich hingehört. Immerhin steht da für ein paar Wochen die Piano Diacera.




Grob vereinfacht besteht sie aus einem zum Standlautsprecher erweiterten Mittelhochton- Modul der Sunray. Okay, ein Diamant- Hochtöner und zwei Keramik- Chassis, dazu die Gehäuse - da taucht bei manchem Leser mit Blick auf den Preis jetzt ein großes Fragezeichen auf.
Aber man kann die Piano Diacera, was den Bauteile- Aufwand angeht, nicht mit einer Vescova, Goshawk oder Lightning vergleichen. Sind die Diamant- Hochtöner von Accuton mit 20 Millimetern Durchmesser, wie sie in der Vescova verwendet werden, schon teuer, so ist die 2003 speziell für Tidal entwickelte, erstmals in der Sunray eingesetzte und nun auch in der Piano Diacera verbaute 30 Millimeter- Variante quasi unbezahlbar.

Der sonst strikt dem Messmikrophon verpflichtete Entwickler weiß übrigens, dass der Diamant zwar dem theoretischen Ideal eines unendlich steifen Hochtöners entspricht, aber nicht den glatten Frequenzgang einer Keramik-Kalotte hat. Doch in diesem Fall traut Jörn Janczak seinen Ohren: "Der Diamant ist näher am Original und für mich der einzige Hochtöner, den man als solchen nicht mehr hört."

Der kompromisslose Aufwand endet da nicht. In der Weiche befinden sich beispielsweise Silberkarbon- Wiederstände, eine fast zehn Kilogramm schwere Luftspule und vergossene Kondensatoren aus massiver Kupferfolie mit Ölpapier als Dielelktrikum.
Die meisten dieser Bauteile kommen von Duelund aus Dänemark. In Serien- Lautsprechern wird man sie niemals sehen. Luftspulen für mehrere hundert Euro lassen sich nämlich kaum "rechnen".

Am rückwärtigen Anschluss-Terminal Lassen sich Lautsprecherkabel in drei Betriebsvarianten anschließen: als Zweiwege- Lautsprecher, in einer Iinearen Abstimmung mit integriertem zweiten Tiefmitteltöner sowie mit minimaler Bass- Überhöhung.
In meinem Raum hat mir die Variante mit leichter Bass- Überhöhung am besten gefallen. Man verliert kaum Durchzeichnung, bekommt aber eine Spur mehr Fülle ins Klangbild. Ein letzter erwähnenswerter Punkt muss jeder Beurteilung vorausgehen: Neben hochwertigen Isolator- Füßen gibt Tidal der Piano Diacera auch einen Entfernungsmesser von Leica mit - ein Wink mit dem Zaunpfahl, den ich so auffasse, dass man sich beim Ausrichten bitte schön ein wenig Mühe geben soll.

Was sich bei einer derartigen akustischen "Lupe" wirklich unbedingt lohnt. Man beurteile die Piano Diacera niemals innerhalb einer Viertelstunde. Ich beginne meine Einschätzung mit einem Malus: Wer extremen Tiefbass wünscht, muss weiter suchen. Der Diacera fehlt dazu die Membranfläche, irgendwo zwischen 35 oder 40 Hertz steigt sie aus. Doch wer nicht ständig Orgelmusik von Vierne oder Widor hört, kann damit gut leben. Tiefe Orchesterinstrumente wie Kontrabässe werden vollständig wiedergegeben; ich habe nichts vermisst.

Bei den positiven Seiten möchte ich mich am liebsten auf Sprachlosigkeit berufen. Eigentlich ist die Piano Diacera klanglich nicht greifbar und erst recht kaum zu beschreiben. Jedes Lob - spielt dynamisch, malt farbig, klingt räumlich - ginge an ihrer wahren Qualität vorbei, weil dieses Lob zugleich - im Sinne einer Hervorhebung bestimmter Klangeigenschaften - als Kritik aufgefasst werden müsste und mit der Behauptung verbunden wäre, dieser Lautsprecher "interpretiere" die Musik, indem er bestimmte Seiten hervortreten lässt. Tut er aber gar nicht.
Er ist das perfekte Reproduktionsgerät, Kommunikationsgerät oder Transportgerät: Was ankommt, wird eins zu eins in den Hörraum projiziert. Wie ich mir dessen so sicher sein kann? Weil es Indizien gibt: Noch nie hat mir ein Lautsprecher die Unterschiede zwischen Komponenten so deutlich gemacht; manche waren mit der Sauberkeit regelrecht überfordert; sie konnten das so fein aufgelöste Bild nicht angemessen mit Information füllen.

Es war, als wolle man mit einem Super 8-Projektor eine Kinoleinwand abdecken. Die Piano Diacera braucht Quellen von der Klasse eines Accuphase DP-700 oder Moon 750 D. Auch das Phänomen, dass man mit einer besseren Komponente seine CDs und LPs "wie neu" entdeckt und einem bisher unbekannte Details offenbart werden, habe ich schon lange nicht mehr so erlebt.
Eine Art "Gleichschaltung" von Aufnahmen oder Geräten durch den "Charakter" dieses Lautsprechers findet nicht statt. Er hat nämlich gar keinen Charakter - sieht man von seiner Unbestechlichkeit und Detailfülle sowie Homogenität mal ab. Hier schiebt sich kein HiFi- Erlebnis zwischen den Hörer und die Musik; die Musik tritt einem "pur" entgegen, was auch bedeutet: sich oft unspektakulär entfaltend.
Viele gut bekannte Aufnahmen wirken anfangs sogar "matter" als gewohnt, bis einem aufgeht, dass es Effekte im Sinne von Unsauberkeiten gewesen sein müssen, die für das "Strahlen" vertrauter Instrumente wie einer Klarinette verantwortlich waren. Hat man das einmal verstanden (die Erinnerung ans letzte Konzert hilft dabei ungemein), dann mag man nie wieder hinter die Sauberkeit der Piano Diacera zurück, weil die natürliche Klangfarbe einfach schöner ist als das, was gewöhnliches HiFi daraus macht.

Fazit
Nach meinen Erlebnissen bei TIDAL Audio und während des Besuchs der Piano Diacera in meinem Wohnzimmer kann ich Jörn Janczak nur gratulieren. Ich habe noch keinen Schallwandler gehört, der Musik sauberer und homogener, intakter und offener reproduziert als die Sunray - eine in jeder Hinsicht kompromisslose Komponente, die auch vom Hörer fordert, dazuzulernen.
Was nun aber die Piano Diacera angeht: Sie ist wirklich eine "kleine" Sunray - mit nichts anderem vergleichbar als ihrem Vorbild. Wenn in der Kette alles stimmt, projiziert sie einem Aufnahmesituationen eins zu eins ins Hörzimmer. Ein Ausnahme- Schallwandler, gar keine Frage.

Heinz Gelking